Geschichte und Geschichten
20 Jahre La Cappella
Im Mai 1998 fanden in der 1907 gebauten Wesley-Kapelle die letzten
Gottesdienste statt, am 3. November 1998 wurde das liebevoll renovierte
Haus als Kleinkunstbühne und Konzertlokal für die breite Öffentlichkeit
zugänglich.
Seither hat sich das kleine, aber feine Theater zu «Berns erster
Adresse für Chanson & Kabarett» entwickelt (Zitat „Berner Zeitung“). In den 20 Jahren fanden mehr als 4'500 Vorstellungen mit über 400'000 Besucherinnen und Besuchern statt. Auf der Bühne und hinter den
Kulissen pulsiert das Herzblut Tag für Tag. Und auch das Publikum wuchs
von Jahr zu Jahr.
Meilensteine auf diesem Weg waren die Auftritte der Berner Troubadours, die im Herbst 1999 ihr Milleniumsprogramm in der ausverkauften Cappella präsentierten und seither Dutzende von erfolgreichen Konzerten gegeben
haben.
Auch Franz Hohler war ein sehr wichtiger Wegbereiter. Als er im
Frühjahr einen Monat lang seinen «Turm zu Babel» zeigte, waren alle
Vorstellungen bereits vor der Première restlos ausverkauft.
Bald kamen deutsche Kabarettistinnen und Kabarettisten dazu, mit vielen
von ihnen verbindet das Haus eine langjährige Freundschaft. Christof
Stählin, Tina Teubner, Bodo Wartke, Angela Buddecke, Nessi Tausendschön, Irmgard Knef, Weber-Beckmann und viele andere haben sich dank der
Cappella in die Herzen der Berner Kleinkunstbegeisterten gespielt.
Die Cappella ist auch ein idealer Spielplatz zum Ausprobieren und
Entdecken. Geniale und kreative Köpfe wie Andreas Thiel, Pedro Lenz und
Uta Köbernick – um nur einige zu nennen – haben hier neue Programme mit
dem Publikum warmgespielt.
Mit durchschnittlich sechs Veranstaltungen pro Woche bietet die
Cappella heute ein dichtes und vielseitiges Programm an. Der Bogen
reicht von literarischem und musikalischem Kabarett über lebendige
Literatur zu Chanson und Kammermusik.
Immer wieder stehen Uraufführungen und Schweiz-Premièren ausländischer
Gäste auf dem Programm. Und ein paarmal jährlich bringt die Cappella
auch eigene oder Ko-Produktionen heraus, die nachher meist auf Tournee
gehen.
Wie lautet unser Rezept für die Geburtstagstorte?
20 «alte Freunde» – 20 «neue Freudinnen». Zum einen dürfen wichtige Wegbegleiter nicht fehlen, die im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zu Freunden geworden sind. Jene, die leider nicht mehr da sind – Christof Stählin und viele der Berner Troubadours – werden von jüngeren Kolleginnen und Kollegen geehrt.
Es liegt uns jedoch fern, uns in Nostalgie zu suhlen und uns bloss gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. Darum verrät unser Jubiläum auch, wie die kommenden Jahre aussehen könnten. 20 neue Freudinnen und Freunde (die noch nie bei uns aufgetreten sind) haben wir ebenfalls eingeladen, mit uns zu feiern.
Als Bonus gibts eine kleine Reihe von «Premier Rendez-vous» – Abende, an denen Künstlerinnen und Künstler zum ersten Mal zusammen auf die Bühne treten: Michel Gammenthaler mit Büne Huber, Margrit Bornet mit Baldrian, Sebastian Krämer mit Timo Brunke und Nils Althaus mit verschiedenen Talk-Gästen.
Was Hand und Fuss haben soll, benötigt neun Monate, das wissen alle, die Kinder haben – oder mal eines waren. Also feiern wir am besten gleich neun Monate lang Geburtstag.
Nahkunst nach dem Vorbild des Olivenbaums.
Am 3. November 1998 schlug die Geburtsstunde der Cappella – die ehemalige Wesley-Kapelle wurde zum Musentempel. Heute zieht die Cappella mit ihrem dichten und attraktiven Programm Kabarett- und Chansonfans aus nah und fern in den Berner Breitenrain. Unser Vorbild ist dabei der Olivenbaum: seine Jahrringe liegen dicht beieinander, aber er wird steinalt – und sein Holz ist von ausgesucht schöner Maserung. Genauso wie der Ölbaum wollen wir langsam und stetig wachsen, und – bei aller Knorrigkeit – durch die Qualität unserer Früchte überzeugen.
20 Jahre nach ihrer Gründung hat die Cappella ein klares Profil und bietet ein qualitativ hochstehendes Spektrum der verschiedenen Genres an, die unter dem zwar gängigen, aber oft missverstandenen Begriff «Kleinkunst» zusammengefasst werden. Denn diese Kunstformen sind alles andere als «klein», bieten doch viele Künstlerinnen und Künstler auf kleinen Bühnen und vor kleinen Sälen Grosses an. Uta Köbernick, die Cappella-Künstlerin des Jahres 2018, hat darum auch «Nahkunst» vorgeschlagen – denn die Nähe ist es, die unser Kulturangebot von vielen anderen unterscheidet. Nahkunst heisst bei uns: kleine Distanz zwischen Bühne und Publikum, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Erwartung und Erfüllung.
«Ein Fixstern im Berner Kulturleben.»
Ein ganzes Jahrzehnt lang wuchs die Cappella als Liebhaberei ohne Subventionen. Die dringende Professionalisierung gelang, nachdem sich zahlreiche Künstlerinnen und Künstler und ein paar engagierte Stadtberner Politiker für die Cappella stark gemacht hatten. Seit nunmehr zehn Jahren unterstützt uns die Stadt Bern, seit 2016 zusammen mit dem Kanton und der Regionalkonferenz. Denn seit 2016 gilt die Cappella offiziell als «mindestens regional bedeutsame Kulturinstitution».
Und pünktlich zum runden Geburtstag bekommen wir ein fabelhaftes Geschenk: Den Kulturpreis der Burgergemeinde Bern. «Für die grossartige Leistung, aus einer verlassenen Methodistenkapelle einen Fixstern im Berner Kulturleben zu schaffen», so Françoise Marcuard, Präsidentin der Kulturkommission der Burgergemeinde. Wir sind hocherfreut über diese ehrenvolle Auszeichnung, in der sich die öffentliche Anerkennung für zwei Jahrzehnte Engagement spiegelt.
Der Burgerpreis ist nicht der erste, aber der renommierteste und höchstdotierte, den die Cappella je bekommen hat. Vorausgegangen sind der Anerkennungspreis von «Heit Sorg zu Bärn» (1999), der Kulturpreis der Bürgi-Willert-Stiftung (2002) und der «Bärendreck» des Bärentrusts (2017).
Zu den schönsten Auszeichnungen gehört übrigens ein Songs, den uns Sarah Bowman, die als «Artist in Residence» einen Sommer lang bei uns wohnte und in dieser Zeit ein neues Album aufnahm, widmete: «The Chapel On The Vanishing Green». Wir freuen uns, wenn Sie in den kommenden Monaten – möglichst oft – mit uns Geburtstag feiern. Und auf viele weitere Jahre, zusammen mit Ihnen!